Hermann Seifried Jahrgang 1906

Das Interview fand in Oberndorf am 29. April 1995 statt.

>>> Da war's an sich ruhig, wir haben keine Feindberührung gehabt, und am 20.Oktober haben wir auch wieder gehen müssen.

Da habe ich zum Chef gesagt, wir sollten zu zweit sein, es ist eh schneller und einfacher, den Wagen zu zweit zu beladen, und er sagte:" Das kommt nicht in Frage ich brauche jeden Mann an den Stellungen zum Schaffen". Also gut, wir sind gegangen, und als wir wieder da rein gekommen sind und in die Schlucht runter wollten, kamen uns welche entgegen. Vorher hatten wir schon gemerkt, dass die Russen mit Flugzeugen und Artillerie in die Schlucht hineingeschossen haben, sie haben gewusst, dass das ein Verbindungsweg war, und ich habe gesagt:" Wir sind auf dem richtigen Weg!" Wir sind oben hineingefahren und es war ganz ruhig, als es plötzlich da unten gekracht hat. Ich habe einen Mantel angehabt und einen Übermantel, der bis auf den Boden gegangen ist, weil es da saukalt war, man hat morgens 6 Grad Kälte gehabt, und als wir da oben waren schlug eine Granate 50-80 Meter vor uns ein, da bin ich vom Wagen runtergesprungen und habe meinen Übermantel ausziehen wollen, weil der mir im Weg war. Und wie ich ihn aufknöpfe, hat es gekracht und mich verwischt, durch sämtliche Krägen durch bis in die Brust rein, ich habe gedacht, das weiß ich wie heute: "aus ist es".

 


Mich hat es umgerissen, und ich war bewusstlos, als ich wieder zu mir gekommen bin, da habe ich zuerst geschnauft, dann habe ich gedacht: "schnaufen kannst du noch!"

Es haben immer noch Granaten in der Umgebung eingeschlagen, und da auf der offenen Straße liegen bleiben, das hatte auch keinen Wert. Dann habe ich mich so rumgewälzt bis zu dem Straßengraben und mich hineinfallen lassen, und als es dann ganz ruhig war, habe ich versucht aufzustehen, es ist noch alles gegangen, die Lungen war auch nicht verletzt, ich habe den anderen gefragt, "was machen wir jetzt?" Der meinte: "Fahren wir wieder heim", das war auf dem Hinweg, Holz hatten wir ja noch keines, und so verletzt konnte ich auch nichts mehr machen. Unterwegs sind wir an ein Luftwaffenlazarett gekommen, ich bin verbunden worden, und auf meinem Wagen gelegen, er hat beide Wägen zusammengebunden, und so sind wir wieder heim zu der Kompanie.

Und da hat der, Schäufele hat der geheißen, ‘s war auch ‘n Schwob, als er gesehen hat, dass ich verwundet war, der hat von weitem schon geschrien, "oh Seifried hast du Dusel !" und ich habe zu ihm gesagt: "Ich glaube auch, Herr Feldwebel". Und da bin ich hinaus gekommen, das war der 20. Oktober und am 9. November war Stalingrad eingeschlossen, da wäre ich nicht mehr davongekommen, mit meiner Verwundung sowieso nicht.<<<

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